Messerscheide

Ein Jagd-/Jausenmesser soll eine Lederscheide bekommen. Im Prinzip hat Alles beim ersten Versuch schon ganz gut funktioniert, es gab aber ein paar “Unschönheiten”, weshalb ich ein zweites Exemplar gemacht habe.

Erster Versuch, optisch etwas zu groß geraten
Zweiter Versuch, etwas heller und mit Korbmuster
Der erste Versuch reicht bis über den mittleren Zierpin (Backenniete), was sich als zu lang herausgestellt hat. Die Gürtelschlaufe ist unnötig.
Beim zweiten Versuch habe ich die Gürtelschlaufe weggelassen, die Form verkürzt und seitlich im Griffbereich den Rahmen verdoppelt.

Reihenfolge

  1. Maße ermitteln
  2. Teile ausschneiden
  3. Punzieren:
    • Spätere Nahtlinie bzw. (rund-um) einen Zierrand eindrücken
    • Bis max. 2mm an die Linie punzieren
  4. Färben
  5. Beim ersten Versuch: Gürtelschlaufe aufnähen
  6. Rahmenteil einpassen und einkleben
  7. Hauptteil innen anfeuchten, biegen und zusammenkleben
  8. Rahmen-Überstand abschneiden/-schleifen
  9. Nahtlöcher schlagen
  10. Vernähen mit Sattlernaht (Fadenlänge ist ca. 7-8x die Nahtlänge)
  11. Rand färben und verarbeiten
  12. Finish auftragen

Maße ermitteln

Die Maße (in erster Linie die Breite) wird von der Dicke des Messers und der gewünschten Schwergängigkeit bestimmt. Mit “Schwergängigkeit ” meine ich, wie schwer sich das Messer reinstecken bzw. rausziehen lassen wird. Ich habe an verschiedenen Abschnitten die Schwergängigkeit ausgetestet. Dazu hab ich aus einem Reststück Leder eine Schlaufe gebildet, und so lange in der Länge angepasst, bis das Messer “handwarm” reinging. Es darf ruhig ein wenig streng gehen.

Punzieren

Erste Versuch: Damit sich das Muster elegant ausgeht, habe ich mit dem Zirkel auf der Papierschablone div. Abstände einfach ausprobiert.
Zweiter Versuch: Ich habe mich für ein Korbmuster entschieden. Wichtig ist, genug Abstand nach Außen zu lassen, wenn dieser wie hier gefüllt wird.

Färben

Erste Versuch: Mit “English Bridle” wurde mehrfach gefärbt, was einen sehr dunklen Farbton ergeben hat.
Zweiter Versuch: Nur eine Schicht “English Bridle” aufgetragen, ergibt einen hellen rot-braunen Farbton.
Erster Versuch: Um die Punzierung noch besser zur Geltung zu bringen wurde “Antique Finish dark brown” darüber gefärbt und abgezogen.
Zweiter Versuch: Auch das Korbmuster kommt durch “Antique Finish dark brown” sehr gut zur Geltung. Eine Mords-Patzerei. Danach: eine Schicht “Tan Kote”
Erster Versuch: Die Randpunzierung kommt gut zur Geltung, allerdings wird sie beim Zusammenklappen im Biegebereich fast vollständig wieder verschwinden. Es hilft, wenn auf der Innenseite eine Rille gezogen wird, sowie das Leder auf der Innenseite leicht (!) angefeuchtet wird. Es hilft außerdem, wenn ach dem Biegen erneut “Antique Finish” aufgetragen wird.
Zweiter Versuch: Das Korbmuster wurde tief eingestempelt, und kommt gut zur Geltung.

Zusammenklappen

Erster Versuch: Es wurde zu viel Wasser verwendet. Das schwemmt die Farbe weg. Außerdem wurde vergessen eine Falz-Rille auf der Innenseite zu ziehen. Und niemals darf eine Zange (auch nicht mit Schutzlederstücken) verwendet werden um den Falz zu formen. Das gibt hässliche Abdrücke.
Zweiter Versuch: Die Rille, sowie das Aufdoppeln des Rahmens ist wichtig. Nach Außen hin ist der Rahmen etwas ausgedünnt worden.
Erste Versuch: Der Rahmen wurde zur Spitze hin ausgedünnt. Mit Pattex wurden die Teile zusammengeleimt und der Überstand abgeschnitten.
Zweiter Versuch: Der einzige Unterschied ist der doppelte Rahmen im Griffbereich. Damit die beiden Rahmenhälften fluchten werde ich nächstes Mal eine “Zentrier-Nadel” beim Kleben durchstecken.

Erste Versuch: Die Naht wird beidseitig vertieft, dann werden 4mm Löcher geschlagen und das ganze vernäht.
Zweiter Versuch: Leider fluchten die beiden Rahmenhälften nicht 100%. Das macht es schwierig die Nadeln durchzuführen. Die Ahle hilft ungemein. Im Hintergrund ist ein Dremel mit 1mm Bohrer, um die beidseitig geschlagenen Löcher im Griffbereich zu “verbinden”.

Tipp: Wie viel Faden brauche ich? Faustformel:

Fadenlänge = Lochanzahl * Faktor + 2*Fadenende + Reserve

Erster Versuch: 47 Löcher * 2.4 + 2*30cm => 173cm

Zweiter Versuch: 40 Löcher * 2,4 + 2*30cm

Kommentare zur Gürtelschlaufe (nur beim ersten Versuch)

Die Gürtelschlaufe (8x3cm) verkürzt sich durchs Biegen. 7x3cm sind für mich ausreichend.
Die Innenseite färbe ich nicht mit Farbe, aber die oberen 4-5cm behandle ich mit Edge Kote.
In die Gürtelschlaufe werden die Löcher geschlagen, deren Position auf dem Hauptteil angezeichnet und schließlich auch im Hauptteil geschlagen. Die Verbindungsstelle wird aufgeraut.
Die Naht auf der Innenseite muss sauber vertieft werden. Die zuvor aufgeraute Stelle wird mit Pattex verklebt und schließlich vernäht.
Erster Versuch: Obwohl ich auf die erste Messerscheide stolz bin, hat sie noch allerlei Optimierungsbedarf.

Zweiter Versuch: Jetzt bin ich zufrieden 🙂

Notizen bezüglich Verbesserungen

Beim ersten Versuch lässt sich Folgenden verbessern:

  • Die Messerscheide ist insgesamt etwas zu groß (und lang) geraten.
  • Innen braucht nicht gefärbt werden, auch nicht der obere Bereich
  • Gürtelschlaufe etwas kürzer: 7x3cm (statt 8x3cm)
  • Entlang des Biegebereichs auf der Innenseite Rillen ziehen.
  • Die Punzierungen im Biegebereich verschwinden so ziemlich.
  • Den Biegebereich innen nur leicht anfeuchten. Es darf nicht zur Außenseite durchnässen.
  • Beim Biegen keine Zange (auch nicht mit Schutzleder) verwenden. Es hinterlässt Spuren.
  • Nachdem die Seitennaht vertieft und die Löcher geschlagen worden sind, nochmal Färben.
  • Soll ein Teil vom Griff mit in die Messerscheide, so muss ich dort 2 Rahmen einkleben.
  • Bei 3-fach Leder reichen meine “Loch-Werkzeuge” gerade noch. Mit dem 2-fach Lochwerkzeug komme ich aber viel zu leicht zu tief (oberes Leder ist dann zerstört).

Beim zweiten Versuch lässt sich Folgendes verbessern:

  • Insbesondere beim doppelten Rahmen ist es wichtig, dass die beiden Rahmenteile 100% fluchten. Nächstes Mal schlage ich die Löcher im Griffbereich beidseitig, und stecke dann eine “Zentriernadel” beim Zusammenkleben ein.
  • Die Korbmuster-Punzierung darf ruhig 5-8mm Platz zur Nahtlinie haben, die durch ein Strahlenmuster gefüllt wird.
  • Der Rahmen kann noch stärker nach außen hin ausgedünnt werden. Das hilft, dass die Seitenteile nicht zu stark gebogen werden.

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