Jugendbett

Meine Tochter wächst und braucht ein neues Bett. Es gibt hunderte Betten zu kaufen, aber es soll etwas Spezielles werden: Um Platz zu sparen, soll das Bett im Zimmer “schweben”:

Vision und Plan

Die Vision beginnt im Kopf…
… der Plan im 3D-Programm Sketchup

Die Herausforderung ist das Andübeln des Bettes an die beiden Wände. Außerdem kann die Kette nicht feinjustiert werden. Das Sofa soll Platz finden, also müssen die Steher weg.

Anforderungen / Eckdaten

  • 90×200 cm Standardmaße
  • Buchenholz, weiß lackiert
  • Die Höhe soll möglichst hoch sein, aber man muss die Matratze oben aufklappen können.
  • An der kurzen Seite soll das Bett an eine Ziegelwand gedübelt werden.
  • An der langen Seite soll das Bett an eine 15mm Rigips Ständerwand gedübelt werden.
  • Das schwebende Eck soll an der Decke befestigt werden.
  • Das Bett soll etwas höher verbaut werden, sodass man den Platz unterhalb nutzten kann.

Es geht los

So würde das Bett aussehen… Die Pfosten und die Unterkonstruktion wird jedoch nicht benötigt.
Die Pfosten wurden gekürzt…
… und mit dem Abrundungsfräser sauber abgerundet.
Die Augplatte (Bügel Ø 8mm, Platte 50x40mm, Tragkraft ca. 300kg) ist aufgelegt und angezeichnet.
Bei 550°C wird der Lack von den hinteren Brettern abgeheizt. Es stinkt fürchterlich!
Nach dem Lack entfernen wurden die Bretter plan geschliffen und dann wieder “angekratzt”.
Beim Verleimen helfen die Schrauben und Muttern in den späteren Dübellöchern.
Auch die Längsseite wird verleimt. Es kommt auf viel Anpressdruck an. Schrauben helfen alle ~25cm.
Die Wand hinter dem Bett wurde neu gestrichen. Mit so fleißigen Helfern war auch der Flur im Nu fertig.
Die junge Dame hat sich etwas Farbe gewünscht… Die linke Schräge hat exakt den gleichen Winkel, wie die Schrägleiter später haben soll (75°) . Es wurde die Form abgeklebt, ein Spritzschutz angebracht, und dann weiß “gestipfelt”. Das Stipfeln hat den Sinn, dass keine gelbe (ähh… Vanilla-) Farbe unter das Malerkrepp läuft. Das Krepp wird abgezogen, solange die Farbe noch feucht ist.
Die Schraubenköpfe sollen bündig abschließen.
Hutmuttern und Dübelmuttern müssen ebenfalls versenkt werden.
Damit die M8-Dübel ausreichend Spiel haben, wurden die Löcher auf 12mm erweitert.
Die Edelstahlkette wurde mit einer Flex auf die richtige Länge gekürzt.
Die Position der Deckenplatte wurde mit einem Lot ermittelt. Endlich ist die gekürzte Kette montiert.
Die gekürzten Pfosten sind weiß gestrichen, endlich kann das Bett also aufgebaut werden.
Die Augplatte wird aufgeschraubt.
Mit rund 300kg Nutzlast ist die Augplatte leider das schwächste Glied im System.
Das Bett ist auf einer Hilfskonstruktion aufgebockt…
… und mit Pappendeckeln u.Ä. ausnivelliert. Jetzt wurden die Löcher der langen Seite angezeichnet.
In die Rigipswand wurden 20mm Löcher gebohrt, um die Tox-Kippdübel einführen zu können.
Von einem Ø20mm Buchenholzstab wurden 14mm Stücke geschnitten und ein Ø8mm mittiges Loch gebohrt. Warum? 🙂
Die selbstgebauten “Zentrierhülsen” zentrieren und stabilisieren den Bolzen (M8).
Die dünne verzinkte Ø30mm Unterlegscheibe und die Mutter dienen nur temporär zum Halten.
Für die Ziegelwand (kurze Seite) wurde mit einem 12er Steinbohrer gebohrt und die Hülse reingesteckt.

Das Bett auf seinen provisorischen Stehern wurde wieder an die Wand gerückt die Muttern an der langen Seite fixiert.

Man hat genau 5 Minuten Zeit, um den Kleber mit der Kartuschenspritze (durch die Bretter) in die Hülsen zu pressen, danach härtet der Kleber aus. Und genau dann zerlegt sich die Presse! Was für ein Glück, dass eine Handzwinge genau daneben lag und als neue Presse dienen konnte. Fazit: Es sollte eine hochqualitative Kartuschenpresse sein.

9mm sollen die Ankerbolzen rausschauen. Nach 3min beginnt der Kleber bereits zu härten.
Nach nur einer Stunde können die Hutmuttern aufgeschraubt werden.
Nein, das ist nicht die “Chromeschraube”, sondern die A4 Edelstahl Hutmutter.
Ein wichtiger Meilenstein ist erreicht!
Um einen sauberen Schnitt und rechte Winkel zu garantieren, wird mit dem Abrollfräser entlang einer Schablone gefräst. Die Schablone ist die 1cm Siebdruckplatte und wird im dem korrekten Winkel festgespannt. Die Schubrichtung ist nach rechts.
Der Abrollfräser schneidet absolut akkurat ab. Fazit: mit der Stichsäge grob vorsägen, exakt macht es dann der Fräser.
Damit die Leiter in dem gewünschten Winkel von 75° hängt, mussten 8cm an die Leiter angestückelt werden.
Passt gut. Die Übergänge wurden noch etwas verschliffen.
Nach dem Streichen sind die Übergänge weg..
Die Latten sind aufgelegt und festgeschraubt.
Die Leiter trocknet zwar noch, aber die Prinzessin wollte trotzdem schon mal Probeliegen.
Endlich ist auch die Leiter montiert und der Kunde zufrieden! 🙂
Die Dekoration wird mit Wand-Tattoos gemacht. Unter dem Bett hängen jetzt ein paar Äffchen, …
… über dem Bett kommen ein paar furchtlose Piraten an die Wand, …
… und an die Decke und den obersten Teil der Wand ein nachleuchtender Sternenhimmel, mit einem Mond und zwei Einhörnern.
Ganz schön kindisch?! Perfekt!!!

Erkenntnisse

Füllbretter: Die Pfosten haben eine Stärke von 6x6cm, die Bretter von 2cm. Es gilt also einen Spalt von 2cm zu füllen, sodass der Bettrahmen an die beiden Wände gedübelt werden kann. Da ich die mitgelieferte Unterkonstruktion von dem Bett nicht brauche, kann ich die beiden Bretter davon verwenden – um den Spalt zu “füllen”, daher die Bezeichnung “Füllbrett”.

Um die Füllbretter mit den Rahmenbrettern zu verleimen, muss der Lack runter gemacht werden, sowie eine hoher Anpressdruck erzeugt werden. Wünschenswert wäre es. alle 25cm (beidseitig) eine Schraubzwinge anzubauen. Einfache Klemmen helfen bei 2cm starker Buche so gut wie nichts. Die M5 Schlosschrauben in der Mitte (alle ~25cm) helfen natürlich. Die Klebefläche wird vor dem Verleimen etwas angeraut, leicht befeuchtet (dass der Leim nicht so schnell antrocknet) und großzügig mit Leim eingestrichen (es reicht einseitig den Leim auftragen, aber die Mäander sollen alle 1-2cm aufgetragen werden). Merke: Keinen Express-Leim verwenden. Eigentlich niemals Express-Leim!

Deckenplatte: Die Deckenhalterung wird mit Ø12mm Schwerlastdübeln geliefert. Die Dübel sind aus Edelstahl und haben weniger als 1mm Spiel in der Platte. Ich habe mit 6mm vorgebohrt und dann mit einem 12mm Bohrer nachgebohrt – zunächst nur ein Loch. Mit einem Dübel hab ich die Platte an die Decke geschraubt und dann durch die Platte die anderen drei 12er Löcher gebohrt. Damit sind sie passgenau. Die Dübel ziehen sich nicht selber hinein, sondern man bringt sie auf mäßige Spannung und klopft sie mit dem Hammer leicht rein, dann die Spannung erhöhen, und wieder Klopfen. Schließlich festziehen.

Betthöhe: Die originale Variante hat unterhalb 139cm Platz, zu wenig für meinen Geschmack. Bei einer Raumhöhe von 261cm kann das Bett rund 10cm höher aufgebockt werden.

Tox-Kippdübel: Angeblich können die Dübel ohne vorher ein Loch zu bohren in eine Rigipsplatte eingeschlagen werden. Aber mir erschien es am sichersten, Löcher zu bohren und dann die Dübel einzuführen. Mit einem 20mm Flachfräsdübel hat es gut geklappt, aber manche Löcher sind ein wenig größer ausgeschlagen. Ein 18mm Bohrer hätte es sicher auch getan. Aus einem 20mm und einem 22mm Buchenholz-Rundstab wurden 14mm dicke Stücke gesägt und ein 8mm Loch mittig gebohrt. Dies dient a) zur Zentrierung des Dübelbolzens und b) verhindert ein Durchbiegen der Fixiermutter und Zinkunterlegscheibe.

Die Fixiermutter dient nur vorübergehend zum Befestigen des Dübels. Sobald mit der zweiten Mutter (in meinem Fall die Hutmutter) das Werkstück (Bett) gegen die Wand gepresst wird, wird auch die Fixiermutter wieder lose. Nur handwarm anziehen!

Fischer-Klebedübel: Siehe meine Amazon-Rezension.

Bett wieder entfernen (Plan A): Die Gewindestange der Tox-Anker (lange Seite) lassen sich mit einer Zange gegen den Uhrzeigersinn lösen (das T-Stück fällt hinten runter).

Bett wieder entfernen (Plan B): Die Fischer-Dübel sind genaugenommen “Betonanker”, die (während das Bett aufgebaut ist) nicht mehr entfernt werden können. (Wir erinnern uns ans aufbauen – der letzte Schritt war das Einkleben der Betonanker an der kurzen Seite). Das Bett wird demnach beim abbauen zerstört werden! Eine Variante zum Abbauen ist:

  1. Entfernen der Hutmuttern und Unterlegscheiben
  2. Mit einer 25mm Lochfräse werden die Ø30mm Vertiefungen an der langen Seite durchgebohrt
  3. Die Feststellmutter am Tox-Dübel wird gelöst (z.B. mit einer Sechskant-Nuss)
  4. Vom Tox-Dübel wird die Gewindestange rausgeschraubt (das T-Stück fällt hinten runter)

Details

Abstände der Dübel: Kurze Seite (7, 24, 24, 24, 7), lange Seite (7, 26, 26, … , 7)
Skizze: Schnitt durch die Rigipswand und wie der Kippdübel befestigt wird. Darauf achten, dass die Gewindestange von der Wand weg 38mm rausschaut, denn die Hutmutter nimmt zwischen 6 und ~9mm auf.
Skizze: Schnitt durch die Ziegelwand, und wie Schwerlastanker befestigt wird. 90mm Bohrung, Hülse in die Wand (nicht ins Holz) und Gewindestange (in einem späteren Schritt) so weit einschrauben/-kleben, dass 9mm (ab Holzvertiefung) rausschauen.
Hutmutter M8. Wir haben die Bolzen 8mm rausschauen lassen, sodass noch 1mm Reserve in der Mutter bleibt.

Tipps zum Forstnerbohrer: http://werkzeugcheck.com/forstnerbohrer-tipps/
D.h. zuerst vorbohren (z.B. mit einem 3 oder 4mm Holzbohrer), Loch mit dem Forstnerbohrer 12mm tief setzen, abschließend mit dem 10mm Holzbohrer mittig ansetzen und beide Bretter ganz durchbohren.

Einkaufsliste

  • Bett: Hochbett Buchenholz mit Schrägleiter
  • ✔ Kettenkonstruktion vollkommen in Edelstahl:
    • Deckenhaken: Für Hängesessel, Tragkraft mind. 1000kg, 4 Ankerbolzen im Beton
    • Kette: Glied Ø 6mm, Breite außen 20mmm, Bruchlast 1600kg, Nutzlast 400kg, ca. 69cm
    • Augplatte: Bügel Ø 8mm, Platte 50x40mm, Tragkraft ca. 300kg, 4 Holzschrauben
    • Schäkel: M6, Nutzlast 375kg
    • ✔ Spax Edelstahl A2 Holzschraube 5,0 x 70 mm, Zugtragfähigkeit 4x 380kg
  • Dübel für Ziegelwand: 4 Stk. Fischer Ankerstange M8x110mm mit Injektionsmörtel geklebt
  • Dübel für Ständerwand: 6 Stk. TOX Kippdübel Spagat Pro M8 mm, Haltekraft 85kg / lfm
  • Kantholz zum (temporären) Aufbocken des Bettes
  • ✔ Unterlegscheiben M8, Stoppmutten M8
  • Weiße Wandfarbe (Innendispersionsfarbe), 5L für 40m²
  • Gelbe Wandfarbe “Vanilla” (Innendispersionsfarbe), 1L für 9m²

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