Lederköcher

Zu einem selbstgebauten Primitivbogen gehören nicht nur die passende Pfeile, sondern auch ein stilvoller Köcher. Für eine ganz besondere Person wird ein ganz besonderer Köcher gebaut, der ca. 6-8 Pfeile fassen soll.

Alles beginnt mit einem Plan:

Der Köcher besteht hauptsächlich aus einem Stück Rindsleder, welches seitliche zusammengenäht ist.
Außerdem ist ein Gürtel-Aufhänger mit eingenäht sowie ein Boden, sodass die Pfeile nicht feststecken.

… und natürlich mit jeder Menge Skizzen.

Reihenfolge:

  1. Hauptteil und Aufhänger von einer Papierschablone auf das Blankleder übertragen und ausschneiden
  2. Aufhänger an der Biegekante und zum spitzen Ende hin ausdünnen
  3. World of Worcraft “Allianz” Logo mittels Transparenzpapier übertragen, schneiden und punzieren
  4. Naht mit dem Parallel-Nahtanzeichner markieren
  5. Logo-Vertiefungen ausmalen und Leder färben
  6. Aufhänger vorbereiten: Löcher stanzen, Klebebereich anritzen, Kanten glätten, nieten
  7. Pressform und Pressrahmen für den Boden machen
  8. Boden pressen und backen
  9. Löcher im Hauptteil unten rum schlagen und Boden mit Hauptteil vernähen
  10. Aufhänger einkleben
  11. Hauptteil seitlich zusammenkleben
  12. Löcher entlang der Seite schlagen und nähen
  13. Kanten glätten

Für dieses Projekt wurde zuerst eine Schablone aus einem dünnen Karton gemacht.

Die Form wurde mit Klammern fixiert – so sieht man gut die Maße und kann den Schwerpunkt austesten.

Mit der Schablone wurde die Form auf das Blankleder übertragen…

… und mit dem Stanleymesser ausgeschnitten.

Der Aufhänger wurde an der Biegekante sowie zum Ende hin ausgedünnt.

Schließlich wurde das Hauptstück mit einem Schwamm nass gemacht und das Wow-Logo mit einem Stylus übertragen.

Meine Frau hat mit dem Swivelknive und diversen Punzierstempeln ein kleines Wunder vollbracht.

Das Färben erfolgt von Innen nach Außen: Zuerst wurde das Logo innen mit einem kleinen Pinsel ausgemalt, dann außen, …

… und schließlich wurde die ganze Fläche gefärbt. Hierzu kam ein sog. “Dauber” zum Einsatz.
Die Grundierung erfolgte mit dem Farbton “English Bridle”, dann wurde mit “Dark Brown” drüber gefärbt.

Tipps:

  • Eine gleichmäßigere Färbung erreicht man indem das Leder vorher angefeuchtet wird.
  • Außerdem wurden ca. 5 Schichten Farbe aufgebracht, wobei die Farbe ca. 50:50 verdünnt war.

Um den Tiefeneffekt der Punzierung zu erhöhen wurde Antique Finish aufgetragen (Medium Brown gemischt mit Neutral).

Nach dem Abwischen verbleibt das Finish in den Vertiefungen. Außerdem bekommt das Leder einen tollen “Used-Look”.

Der Aufhänger wird genietet. Für einen besseren Halt wurde der Teil vom Aufhänger aufgeraut, der schließlich mit dem Hauptteil verbunden wird.

Der Boden soll eingenäht werden. Aufgrund der Dicke des Leders muss er dafür geformt werden.
Es wurde also eine Pressform und ein Pressrahmen aus Holz angefertigt …

… und das (zuvor an den Seiten etwas ausgedünnte) Leder für 2-3 Minuten gewässert bis es geschmeidig und dehnbar wurde.

Mit Zwingen wurde das Leder in Form gepresst und im Backrohr bei 50 Grad ca. 2 Stunden getrocknet und gehärtet.

Sieht gut aus. Fairerweise muss aber gesagt werden, dass es 3 Anläufe gebraucht hat, bis die Pressform so perfekt gepasst hat.

Die Löcher im Hauptteil wurden mit einem Prickeisen gestanzt. Klammern halten den Boden an der korrekten Position.
Für 48 Löcher für den Boden wurden bei ~4-5mm Lederstärke 90cm Faden verwendet. Rückrechnend ergibt sich ein Faktor von 1,9.

Tipp:
Die Fadenlänge lässt sich mit folgender Formel abschätzen:

Fadenlänge = Lochanzahl * Faktor + 2*Fadenende + Reserve

Wobei ich gerne je 30cm Fadenende nehme und noch etwas Reserve zugebe bis die Faktoren final feststehen. Derzeit:

  • 5 mm Leder => Faktor 1,9
  • 6 mm Leder => Faktor 2,0
  • 7 mm Leder => Faktor 2,1

Passgenaue Löcher wurden in das geformte Bodenleder mit einem 0.9mm Bohrer gebohrt.

Für einen “geschmeidigen” Übergang zur Seite hin, wurde ein kleiner Keil mit Pattex eingeklebt.

Ebenfalls wurde der Aufhänger mit Pattex aufgeklebt. Außerdem, die gesamte Seite des Hauptteils.

Nach dem Zusammenkleben der Seiten wurden Löcher mit einem Prickeisen geschlagen.

Tipps:

  • Der Abstand wird gleichmäßiger, wenn die Löcher auf der gesamten Länge zuerst locker von Hand eingedrückt werden, und dann erst vollständig geschlagen.
  • Das Prickeisen an einem Bienenwachs-Brocken zu reiben macht es noch leichtgängiger.

Für die 116 Löcher (bei ~6mm Lederstärke) wurden 210cm Faden verwendet. Rückrechend ergibt sich ein Faktor von 2,0.
Erkennbar in dem Bild ist das “Sichern des Fadens: 2x mit der Nadel durchstehen und an der Öse vorbei runderschieben.

Der Köcher wird entlang der zuvor geklebten und anschließend gelochten Seite zusammengenäht. Dadurch wird auch der Aufhänger fest vernäht.

Der letzt Arbeitsschritt ist das Versiegeln und glätten der Kanten. Es kommt Fiebing’s Edge Kote in dunkelbraun zum Einsatz.
Das “Burnishing” erfolgt abwechselnd mit einem glatten Stift (Edding) sowie einem Dremel mit entsprechendem Aufsatz.

Der Allerletzter Schritt ist, den Köcher wasserabweisend zu machen. Dies erfolgt mit Fiebing’s Resolene und dann mehreren Schichten Lederwachs.

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